15 Jahre TRANSLATIONES – Interview mit der Geschäftsführung

Ihr habt gerade einen wirklich ganz besonderen Anlass gefeiert: 15 Jahre TRANSLATIONES! Könnt ihr euch noch erinnern, wie alles anfing?

Kristina Lange: Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern! Katharina Krause und ich studierten rund um das Jahr 2000 mit einer weiteren Kommilitonin, die in den ersten Jahren unserer Tätigkeit auch unsere Partnerin war, gemeinsam an der Humboldt-Universität Berlin Dolmetschen. Diese Kommilitonin und ich waren in den letzten Semestern vor der Prüfung beide studentische Hilfskräfte am Institut für Romanistik. Wir haben uns auf dem Flur immer wieder mal über berufliche Perspektiven unterhalten. Eines Tages erzählte sie mir, dass sie sich auf jeden Fall selbstständig machen wolle. Ich habe Katharina Krause davon erzählt, und wir waren beide spontan Feuer und Flamme. So war die Idee zur Unternehmensgründung geboren!

War für euch schon immer klar, dass ihr einmal ein eigenes Unternehmen gründen wolltet?

Katharina Krause: Nein, überhaupt nicht. Ich habe ein halbes Jahr vor meinen späteren Partnerinnen die Prüfung abgelegt und habe gleich im Anschluss angefangen, freiberuflich als Dolmetscherin zu arbeiten. Es ergab sich irgendwie so! Die meisten Dolmetscher sind ja Freiberufler, aber die Gründung eines Unternehmens mit zwei weiteren Partnerinnen war dann natürlich doch noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Wir hatten überhaupt keine Ahnung, was auf uns zukam. Im Rückblick betrachtet, war es vielleicht ganz gut so…

Was hat euch dennoch zu diesem Schritt motiviert?

Kristina Lange: Ein eigenes Unternehmen zu gründen, erschien uns als Weg, unserer Tätigkeit eine Form und Struktur zu geben, auch wenn wir uns diese Struktur zunächst noch nicht konkret vorstellen konnten. Gemeinsam sind wir stärker und können uns besser auf dem Markt positionieren – so haben wir es uns ganz abstrakt vorgestellt. Wir fanden die Idee toll, etwas ganz Neues zu schaffen, ein eigenes Büro und einen gemeinsamen Internetauftritt zu haben.

Könnt ihr euch noch an euren ersten Kunden erinnern?

Katharina Krause: Unser erster und wichtigster Kunde als neu gegründete Translationes GbR war der BSi – der damalige Bundesverband Solarindustrie! Eine Bekannte arbeitete damals als Konferenzmanagerin für den Verband. Zum Zeitpunkt unserer Gründung zog der Verband von Freiburg nach Berlin um, und in dem neu angemieteten Büro im Energieforum gegenüber dem Ostbahnhof war noch Platz! Unsere Bekannte machte uns mit Gerhard Stryi-Hipp, dem damaligen Geschäftsführer des BSi, bekannt, und so hatten wir mit einem Schlag plötzlich sowohl ein Büro als auch einen wichtigen Kunden! Nicht nur beauftragte der BSi selbst Übersetzungen und unseren ersten Einsatz als Dolmetscherinnen für TRANSLATIONES, sondern er machte uns darüber hinaus mit vielen Mitgliedsunternehmen des Verbandes bekannt. 2003 boomte die deutsche Solarbranche gerade, alle haben exportiert und brauchten Übersetzungen ihrer Bedienungsanleitungen… so kam eines zum anderen, wir hatten wirklich Glück und haben die Chance beim Schopf gepackt!

Betrachten wir nun mal die gesamte Zeitspanne im Rückblick. Was hat euch bei eurer Arbeit am meisten Kraft und Energie gegeben? Was sind eure persönlichen Erfolgsgeheimnisse?

Kristina Lange: Für mich bestand immer schon und besteht nach wie vor die stärkste Motivation bei der Arbeit darin, das Unternehmen am Leben zu erhalten und unsere eigenen Arbeitsplätze sowie die unserer Mitarbeiterinnen zu erhalten. Ich wünsche mir, dass TRANSLATIONES mehr ist als die Summe unserer Arbeitskräfte und dass unser Unternehmen sich durch seinen Namen und guten Ruf sich mit der Zeit immer mehr als einer der führenden Sprachdienstleister in Berlin etablieren kann.

Katharina Krause: Unser Erfolgsrezept? Ruhe bewahren und langfristige Ziele nicht aus den Augen verlieren! Wir wollten immer ein Premium-Anbieter sein und haben aus diesem Grund auch viele Kunden und Aufträge nicht bekommen, weil wir nicht bereit waren, unsere Leistung unter Wert anzubieten und in eine Abwärtsspirale von Preis und Qualität zu geraten. Diese Strategie hat sich wirklich ausgezahlt. Sowohl von Kunden als auch von Kollegen werden wir als Qualitätsanbieter wahrgenommen. Und Qualität hat nun mal ihren Preis.

Ihr hattet zwischenzeitlich fast 20 Mitarbeiter, heute seid ihr wieder etwas kleiner. Welche Konstellation gefällt euch besser?

Kristina Lange: Das kann man nicht so gut pauschal beantworten. Es war schon toll mit so einem großen Team. Damals hatten wir alles unter einem Dach – von der Kundenakquise über das Projektmanagement bis hin zu Übersetzung und Lektorat. Unser Büro unterm Dach des Energieforums war von der Architektur her spektakulär, und wir haben nicht nur gut zusammen gearbeitet, sondern auch zum Beispiel tolle Weihnachtsfeiern erlebt! Andererseits kam mit der Größe die unausweichliche Beschäftigung mit uns selbst und mit unseren internen Strukturen. Sobald mehr als 10 Personen zusammenarbeiten, muss man auch das Miteinander koordinieren und immer im Blick behalten. Das war sehr zeit- und arbeitsaufwändig. Ich denke, unsere jetzige Größe ist für uns ideal in der Handhabung. In einem kleinen Team weiß jeder, was der andere so ungefähr macht und schafft. Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Was war in den 15 Jahren euer denkwürdigstes Erlebnis? Und welcher war der spannendste Auftrag?

Katharina Krause: Wir haben so viele skurrile, lustige und denkwürdige Situationen erlebt, dass man damit ganze Bücher füllen könnte. Mir persönlich ist folgende Situation besonders im Gedächtnis hängen geblieben: Im Frühjahr 2008 hatten wir den Auftrag akquiriert, begleitend zum G8-Gipfel in Wismar den so genannten J8-Gipfel der Jugendlichen zu dolmetschen. Das war für uns eine Art Ritterschlag, einen so hochrangigen Auftrag auszuführen! Die Veranstaltung fand hauptsächlich in der Stadtbibliothek in Wismar statt. Aber am letzten Tag war in Heiligendamm, nur einige Kilometer entfernt, die gemeinsame Pressekonferenz der Staats- und Regierungschefs mit den Jugendlichen angesetzt. Ihr erinnert euch vielleicht noch daran, dass alle Landstraßen und Zufahrtswege nach Heiligendamm von Demonstranten blockiert waren. Letztendlich wurden die Teilnehmer mitsamt der Dolmetscher per Bundespolizei-Hubschrauber von Wismar nach Heiligendamm befördert. Das war natürlich unglaublich spektakulär. Wir haben uns damals sehr wichtig gefühlt!

Kommen wir noch einmal zum großen Ganzen: Welche Erkenntnisse zieht ihr aus den 15 gemeinsamen Jahren?

Kristina Lange: Es gibt immer einen Weg, und es geht immer weiter! Wir haben in diesen 15 Jahren starke Höhenflüge und mehrere extreme Tiefpunkte erlebt. Wir haben sehr gute Jahre gehabt, in denen alles wie von selbst zu laufen schien und wir uns vor Aufträgen kaum retten konnten, und dann wieder haben wir mehrmals wie aus dem Nichts große Kunden verloren – 2009 hat uns das fast die Existenz gekostet. Aber es gab immer eine Lösung, und heute sind wir insgesamt viel entspannter als am Anfang.

Vielen Dank für dieses Gespräch und herzlichen Glückwunsch, TRANSLATIONES!